Netzentgelte für Gewerbekunden: Einfluss von PV und Speichern auf Preisblätter erklärt.
Lennart Wittstock
Updated on 04.12.2024
Wie setzen sich die Netzentgelte zusammen:
Die Netzentgelte sind neben den Stromkosten, Steuern und Umlagen ein relevanter Teil der Stromrechnung eines jeden Betriebes. Die Netzentgelte setzten sich vor allem aus dem Leistungspreis und dem Arbeitspreis zusammen.
Der Arbeitspreis ist von der Menge des bezogenen Stroms abhängig und die Kosten dafür werden daher in der Einheit €/kWh angegeben.
Der Leistungspreis ist von der Jährlichen Jahresspitze abhängig. Also dem höchsten Bezug der in einem 15-Minuten Zeitfenster im Jahr stattgefunden hat. Daher wird dieser in der Einheit €/kW angegeben.

Wie ermittle ich meine Jahresbenutzungsdauer?
Neben der Spannungseben der Entnahmestellen bestimmt die Jahresbenutzungsdauer welchem Preisblatt man sich befindet. Also ob die Werte in der Tabelle mit über oder unter 2500h/a für einen gelten. Die Jahresbenutzungsdauer gleicht dem Konzept der Volllaststunden und wird wie folgt ermittelt:

In anderen Worten: Wenn mein Betrieb viel Strom bezieht jedoch keine hohen Lastspitzen hat werde ich im Preisblatt für über 2500h abgerechnet.
Habe ich den selben Verbrauch aber extrem hohe Lastspitzen, dann werde ich über das Preisblatt für unter 2500h abgerechnet.
Häufige Missverständnisse:
Wie unter Betrachtung der oben gezeigten Formel klar wird, geht es bei der Jahresbenutzungsdauer um die Relation zwischen Strommenge und Bezugsspitze. Es geht hierbei nicht darum, dass in den ersten Stunden des Jahres etwas anderes gilt als in den späteren Stunden des Jahres.
Auch wenn die Preisblätter umgangssprachlich manchmal als "großes Preisblatt" und "kleines Preisblatt" bezeichnet werden bedeutet das nicht, dass die Kosten dementsprechend klein oder groß sind. Für viele Unternehmen ist das große Preisblatt tatsächlich günstiger.
Merkmale von Preisblättern:
Das oben abgebildete Preisblatt ist nur ein Beispiel. Je nach Netzbetreiber fallen die Kosten für Arbeitspreis und Leistungspreis anders aus. Eines haben sie jedoch alle gleich. Es gibt eine gewisse Balance zwischen Leistungspreis und Arbeitspreis zwischen den Preisblättern.
Im Preisblatt unter 2500h sind die Arbeitspreise höher und die Leistungspreise niedriger.
Im Preisblatt über 2500h snd die Arbeitspreise niedriger und die Leistungspreise höher.
Beim Wechsel des Preisblattes wird also der eine Teil teuerer und der andere günstiger. Dadurch entsteht eine gewisse Balance, die den Verlauf des Preises beim Wechsel des Preisblattes etwas gleichmäßiger macht.
Wie wirkt sich eine PV-Anlage auf meine Jahresbenutzungsdauer und damit meine Netzentgelte aus?
Strom der durch eine PV-Anlage erzeugt wird und direkt vor Ort genutzt wird muss nicht aus dem Netz bezogen werden. Grundsätzlich sinken dadurch also auch die Netzentgelte, Stromsteuer und Umlagen, da diese pro kWh Bezug berechnet werden.
Da eine PV-Anlage in der Regel die Bezugsmenge stärker mindert als die Jahresspitze sinkt durch eine PV-Anlage die Jahresbenutzungsdauer. Diese Regel ist jedoch nicht allgemeingültig, da es davon abhängt ob und wie stark durch die PV-Anlage die Lastspitzen im Bezug reduziert werden. Erfahrungsgemäß ist es jedoch so, dass PV-Anlagen nur selten die Lastspitzen deutlich reduzieren. In vielen Fällen bleibt die Jahreshöchstlast unverändert, da ein einziger Höchstbezug in einer dunklen Stunde ausreicht um den Wert für das Jahr zu definieren.
Daher gilt generell, dass man durch eine PV-Anlage eher eine niedrigere Jahresbenutzungsdauer erhält. In manchen Fällen, kann dies dazu führen, dass sich das Preisblatt ändert. Man wechselt also tendenziell von >= 2500h zu <2500h. Jedoch sind die meisten Betriebe sowohl vor als auch nach der Installation einer PV-Anlage im selbem Preisblatt. Und selbst wenn es zu einem unvorteilhaften Preisblatt-Wechsel kommen sollte, hat die PV-Anlage ja immer noch den Effekt, dass absolut gesehen weniger Arbeitspreis gezahlt werden müssen, da weniger Strom bezogen wird.
-> Gerne können wir den Effekt einer PV-Anlage auf ihre Netzentgelte für Sie errechnen. Nehmen Sie gerne über dieses Formular Kontakt auf.
Der Wechsel des Preisblattes sollte also keinen Grund darstellen um eine PV-Anlage zu meiden. Zudem erfahren sie im nächsten Punkt, wie Sie mit einem Speicher die Jahresbenutzungsdauer und das Preisblatt beeinflussen können.
Wie wirkt sich ein Batteriespeicher auf meine Jahresbenutzungsdauer und damit meine Netzentgelte aus?
Wie sich ein Speicher auf ihre Netzentgelte und ihre Jahresbenutzungdauer auswirkt, hängt von der Konfiguration ab. Die typischen Anwendungsfälle eines Speichers haben nämlich gegensätzliche Wirkungen.
Das optimieren des Eigenverbrauchs durch einen Batteriespeicher trägt zu einer Reduzierung der Jahresbenutzungsdauer bei.
Das kappen der Lastspitzen (auch Peakshaving genannt) trägt jedoch zur Erhöhung der Jahresbenutzungsdauer bei.
Erfahrungsgemäß ist jedoch so, dass der Effekt der Lastspitzenkappung stärker ist, als der der Eigenverbrauchsoptimierung und durch einen Gewerbespeicher die Jahresbenutzungsdauer steigt. Man wechselt also tendenziell im Preisblatt von < 2500h zu >=2500h. Tendenziell wird also zu einem Wechsel in das "größere" Preisblatt beigetragen, was für die meisten Betriebe zu geringen Kosten beiträgt. Wie auch im Falle von PV beschrieben ist dies jedoch nur eine Tendenz und die meisten Betriebe sind sowohl nach und vor Einsatz eines Speichers im selbem Preisblatt.
Wenn ihr Betrieb jedoch an der Schwelle ist, kann ein Speicher eingesetzt werden um sicherzustellen, dass sie im "größeren" Preisblatt sind und sich dadurch Netzentgelte sparen.
-> Gerne können wir auf Basis ihres Lastgangs analysieren wo ihr Betrieb steht und welches Einsparpotential ein Speicher für Sie bietet. Nehmen sie dafür über dieses Formular Kontakt auf.