Lohnt sich ein Gewerbespeicher auch ohne PV-Anlage?
Lennart Wittstock
Updated on 12.02.2025
Batteriespeicher: Mehr als nur Solarstromspeicher
Batteriespeicher werden im Allgemeinen vor allem damit in Verbindung gebracht, überschüssigen Solarstrom zu speichern – die sogenannte Eigenverbrauchsoptimierung. Daher werden die Batterien häufig als Solar-Speicher bezeichnet. Im Privatkundenbereich ist das bisher auch der mit Abstand häufigste Anwendungsfall.
Für Gewerbekunden, vor allem solche, die jährlich über 100.000 kWh Strom verbrauchen, gibt es jedoch weitere Erlösströme von Speichern, die in den meisten Fällen deutlich ertragreicher sind. So sehr, dass sich ein Speicher in vielen Fällen auch komplett ohne PV-Anlage schnell rentiert.
Lastspitzenkappung: Netzentgelte drastisch reduzieren
Auch ohne PV-Anlage kann ein Gewerbespeicher eine Lastspitzenkappung vornehmen, welche die Netzentgelte drastisch reduzieren kann. In manchen Fällen kann allein dieser Erlösstrom den Speicher in weniger als fünf Jahren amortisieren. Ob dies auch für Ihr Unternehmen gilt, hängt vor allem davon ab, wie teuer Ihnen die Lastspitzen bei Ihrem Netzbetreiber zu stehen kommen und wie Ihr Strombezugsprofil strukturiert ist. Gerne können wir das Potenzial für Sie prüfen, indem Sie folgendes Formular ausfüllen.
Atypische Netznutzung: Belohnung durch geringere Netzentgelte
Zudem kann ein Gewerbespeicher Ihr Unternehmen zu einer atypischen Netznutzung verhelfen. Dabei verschiebt der Speicher die Strombezüge aus Zeiten, in denen das Netz stark belastet ist, in Zeiten, zu denen das Netz weniger belastet ist. Dafür werden Sie vom Netzbetreiber mit geringeren Netzentgelten belohnt. Mehr dazu finden Sie in diesem Artikel.
Nutzung dynamischer Stromtarife: Ohne eigene PV-Anlage von günstigem Solar und Windstrom profitieren
Außerdem können Sie sogar indirekt von günstigem Solarstrom profitieren, ohne selbst eine PV-Anlage auf dem Dach zu haben, indem Sie einen dynamischen Stromtarif nutzen. Mit einem Speicher können Sie diesen besonders gut ausnutzen bzw. sich gegen die Nachteile absichern.
Wie funktionieren dynamische Stromtarife?
Bei einem dynamischen Stromtarif bezahlen Sie keinen Einheitspreis für den Strom, sondern die Preise von der Strombörse werden direkt weitergegeben. In der Regel geht es dabei um die sogenannten "Day-Ahead"-Preise, welche bereits am Vortag um 12 Uhr mittags bekannt sind. Dadurch profitieren Sie teilweise von Null- oder Negativpreisen für den Strom, tragen jedoch auch das Risiko, in manchen Stunden besonders viel bezahlen zu müssen.
Ein Gewerbespeicher kann sich in Zeiten, in denen der Strom besonders günstig oder negativ ist, aufladen und dann den Strombezug zu Zeiten, in denen der Strombezug besonders teuer ist, vermeiden bzw. verringern.
Wann lohnt sich ein dynamischer Stromtarif?
Es empfiehlt sich, solch einen Tarif nur dann zu nutzen, wenn Ihr Strombezug zu einem relevanten Maß flexibel ist. Flexibilität kann dabei nicht nur durch eine Batterie, sondern auch durch die zeitliche Verschiebung von energieintensiven Prozessen realisiert werden, die weniger zeitkritisch sind. Beispielsweise kann ein Kühlhaus in Zeiten von günstigem Strom besonders stark heruntergekühlt oder eine Flotte an Gabelstaplern über Nacht dann geladen werden, wenn der Strompreis niedrig ist. Inwieweit sich dies in Ihrem Unternehmen umsetzen lässt, kann natürlich nicht verallgemeinert werden. Ein Batteriespeicher kann jedoch in jedem Unternehmen ein gewisses Maß an Flexibilität beisteuern.
Missverständnisse zu negativen Strompreisen
Ein weiteres Missverständnis ist, dass man auch bei negativen Strompreisen nicht unbedingt für das Entnehmen des Stroms "bezahlt" wird, da weiterhin Netzentgelte, Stromsteuer und Umlagen anfallen. Diese müssen jedoch in jedem Fall gezahlt werden, sodass sich das Beziehen des Stroms zu Negativpreisen grundsätzlich lohnt. Damit man tatsächlich dafür "bezahlt" wird, den Strom abzunehmen, muss der Preis jedoch so weit unter Null fallen, dass auch die Netzentgelte, Umlagen und Steuern gedeckt sind. Aber auch dies kann durchaus vorkommen.