FAQ Gewerbespeicher: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Lennart Wittstock
Updated on 08.10.2025
Was ist ein Gewerbespeicher?
Zwischen Heimspeichern, Gewerbespeichern und Großspeichern gibt es keine klaren Grenzen in Größe, Zellchemie oder Anwendung. Die Übergänge sind fließend, und viele Einsatzbereiche überschneiden sich.
Gewerbespeicher sind in der Regel dadurch definiert, dass sie hinter dem Netzanschlusspunkt eines Unternehmens installiert sind und direkt mit dem Stromverbrauch des Betriebs interagieren, um die Energiekosten zu senken.
Stand-alone-Großspeicher hingegen stehen typischerweise auf freiem Gelände und sind meist nicht an einen einzelnen Verbraucher gekoppelt, sondern agieren am Energiemarkt oder in Kopplung mit Wind- oder PV-Farmen (Colocation). Ihr Fokus liegt auf Stromhandel (Abitrage) und Dienstleistungen zur Netzstabilierung.
Heimspeicher bewegen sich in der Regel im Bereich von 3 bis 20 kWh nutzbarer Kapazität und werden meist im Innenraum installiert. Gewerbespeicher decken ein Spektrum von etwa 10 kWh bis zu mehreren Megawattstunden (MWh) ab und können sowohl innen als auch außen auf dem Firmengelände aufgebaut werden. Stand-alone-Großspeicher werden nahezu ausschließlich im Freien errichtet und starten meist im Bereich von mindestens 1 MW Leistung und 2 MWh Kapazität, während große Projekte in Deutschland heute bereits 100 MW / 100 MWh oder mehr erreichen.
Gewerbespeicher gibt es als modulare Tower-Systeme, Cabinet-Lösungen oder Containerlösungen für den Außenbereich. Stand-alone-Speicher sind hingegen fast immer Containerlösungen oder großvolumige modulare Systeme, die für industrielle oder netzdienliche Anwendungen ausgelegt sind.
Wofür wird ein Gewerbespeicher eingesetzt?
Typische Anwendungsfälle von Gewerbespeichern sind:
Eigenverbrauchsoptimierung von lokal erzeugtem Strom (z. B. PV-Anlagen)
Lastspitzenkappung zur reduzierzung noch Netzentgelten
Einkaufsoptimierung bei dynamischen Strompreisen und/oder zeitvariablen Netzentgelten
Stromhandel und Flexibilitätsvermarktung durch Aggregtatoren oder Direktvermarkter
Notstrom- oder Ersatzstromversorgung bei Stromausfall
Netzanschlussverstärkung / Pufferspeicher zur Ermöglichung von Schnellladesäulen ohne Netzausbau
Blindleistungsmanagement / Netzstabilisierung für Spannungs- und Frequenzstützung
Eigenverbrauchsoptimierung, Lastspitzenkappung und Einkaufsoptimierung bei dynamischen Strompreisen führen zu Ersparnissen, da sie die Stromkosten eines Unternehmens direkt senken.
Stromhandel und Flexibilitätsvermarktung generieren hingegen Einnahmen, da der Speicher aktiv am Energiemarkt teilnimmt.
Anwendungen wie Notstromversorgung, die Ermöglichung von Schnellladesäulen ohne Netzausbau oder das Blindleistungsmanagement schaffen indirekte wirtschaftliche Vorteile, etwa durch erhöhte Versorgungssicherheit, Standortattraktivität oder Netzstabilität. Diese lassen sich oft nur schwer monetär quantifizieren, können aber betriebswirtschaftlich hoch relevant sein.
Mehr Details zu den ersten vier Anwendungsfällen findet ihr in unserem Blogpost Wie Gewerbespeicher Geld verdienen: Die wichtigsten Erlösströme im Überblick.